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Songcontest – von der Wiege bis zur Bahre

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63 Jahre Markenexzellenz

Sonntag, 13. Mai 2018: Ich wache mit einem Lächeln im Gesicht auf, erinnere mich an die unbeschwerten Erlebnisse des Vorabends und denke: „Was ist denn da gestern wieder passiert?“

Verköstigung Eurovision Songcontest

Rückblick: Bereits als junges Mädchen saß ich jedes Jahr im elterlichen Wohnzimmer und verfolgte gebannt den europäischen Sing-Sang-Songwettbewerb mit teils guten, aber auch weniger guten SängerInnen, viel maschinellem Wind, Pyrotechnik und oft sehr „geschmackvollen“ Kostümen. Als Dreikäsehoch musste ich dann aber leider schon vor der Punktevergabe ins Bett, um mit großer Vorfreude am Frühstückstisch das Ergebnis der nächtlichen magischen Wahl zu erwarten. Die Sieger wurden wochenlang wie Europas König und Königin durch die Medien bugsiert. Erste heimliche Schwärmereien für meist blonde, föhnbewellte junge Schweden berührten mein präpubertäres Herz.

Dann kam die songcontestlose Teenager- und Studentenzeit. Der Singwettbewerb galt als uncool und war verpönt. Aber sowas von. Das Ergebnis war nur „Nebensache“. Aber: jeder kannte Sieger und Song ganz genau.

Und dann kam Conchita: Nach langen, punktelosen Jahren für Österreich passierte etwas, was uns – und ganz Europa – berührte: Eine Frau mit Bart und Botschaft sang sich in die europäischen und mittlerweile auch australischen Herzen. Das war der Zeitpunkt, an dem es wieder „Kult“ wurde, Songcontest-Fan zu sein. Nach dem imposanten Semi-Final Auftritt von Conchita wurde kurzerhand in unserem Hause zur „ESC-Wurst“-Party geladen. Und – siehe da – sie kamen alle. Alle, die den Songcontest angeblich doof und öde fanden. Bereits nach dem ersten Glas Bowle bedankte sich so mancher Gast, endlich einen lang ersehnten, geheimen Wunsch erfüllt zu bekommen: das Wettsingen in illustrer Runde verfolgen zu dürfen. Käseigel, Schnittchen, Nussecken, Fahnen und Bärte wurden mitgebracht und mit Stolz geschwungen – ganz egal, welcher Nationalität. Es entstand eine einzigartige Stimmung der Lebensfreude, Spaß, gemischt mit Jugenderinnerungen, die nach Conchitas mitternächtlichem Sieg bis in die Morgenstunden anhielt.

Und wie ging es weiter? In den darauffolgenden Jahren wurde unsere Songcontest-Fangemeinde immer größer. In WhatsApp-Gruppen diskutierten wir während der Songcontest-Woche heftig, kritisierten, pushten und spaßten. Und: Wir organisierten Kostüme für den Höhenpunkt – das Finale am Samstag. Am Tag X saßen Österreich, Schweden, Tschechien, Großbritannien und Israel gemeinsam vereint vor dem TV-Gerät, das wir auf die Terrasse geschleppt und auf den Tisch drapiert hatten, und fieberten geschlagene vier Stunden mit unseren Favoriten mit. Als Österreichs Cesár immer wieder „twelve points“ von der Jury erhielt – zum Schluss sogar noch von Israel – war klar, dass das sensationelle Zwischenergebnis begossen werden musste. Magnumflasche geköpft und weg damit. Man feierte den Zwischensieg Cesárs und freute sich gleichzeitig mit Netta über den Sieg beim Songcontest 2018. Eine weitere Stunde wurde euphorisch über den doch überraschenden Ausgang diskutiert und kurzerhand entschieden, sich in einem Jahr in Tel Aviv oder Jerusalem wieder zu treffen. Zwar ist diese Wahrscheinlichkeit wohl eher gering, aber das TV-Gerät bleibt. Und wer weiß. Vielleicht sehen wir uns wirklich in Israel.

Egal, wie: Europa in seiner Vielfalt und Besonderheit zu genießen und zumindest für vier Stunden zu verstehen. Das ist der schöne Reiz.

Denn der Songcontest ist Kult – und das auch noch nach 63 Jahren. Heute sogar mehr denn je. Eine Marke, die durch ihre stringente Führung mit Bühnenshow, topmotivierten Sängern, wunderschönen ModeratorInnen und spannendem Voting immer am Zahn der Zeit und dennoch der Tradition treu bleibt. Markenexzellenz at it´s best. Israel 2019 – wir sind bereit.

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