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Die Sprache folgt dem (sozialen) Medium

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Welche Merkmale zeichnen Social-Media-Postings aus? Und warum werden sie im Arbeitsalltag immer wichtiger?

 

Wer erinnert sich noch an die Telegramme in der Zeichentrickserie Lucky Luke mit dem “Stopp” zwischen den Satzfragmenten? Sie waren wohl DER Messanger-Dienst im Wilden Westen – neben den Rauchzeichen versteht sich. Ihre Funktion übernehmen inzwischen eher Tweets, Nachrichten, Postings, Statusmeldungen und SMS. Letztere schreibt nur noch der sprichwörtliche „letzte Mohikaner”.

 

Sprache folgt dem Medium

Viele prophezeien ja das Ende des Abendlandes angesichts der sprachlichen “Auswüchse” in den Sozialen Medien. Dabei beweisen schon die Telegramme an Lucky Luke, dass Kürze und Abkürzungen auf Facebook &. Co. auch dem Medium geschuldet sind. Online-Medien sind bekanntermaßen schnell. Sehr nahe dran an der mündlichen Kommunikation sogar. Kein Wunder also, dass dialektale Konstruktionen, Anglizismen und Jugendsprech zu Merkmalen der Online-Kommunikation geworden sind.

 

Das Schöne: Die enorme Schnelligkeit und Direktheit der Sozialen Medien zwingt die User dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und kreativ zu werden – zum Beispiel im Anreichern des Textes mit außersprachlichen Elementen, um das Geschriebene noch mehr an die mündliche, synchrone Ein-zu-eins-Kommunikation anzunähern. Nicht alle davon trifft man heute noch häufig an. Sie offenbaren jedoch ganz allgemein ein Defizit im Bereich der schriftlichen Online-Kommunikation.

Solche außersprachlichen Elemente sind:

  • Emoticons als Signal für Gefühlsregungen
  • Versalien für LAUTSTÄRKE
  • Buchstaben- und Zeicheniterationen für Betonungen (neiiiiin!!!)
  • Abkürzungen für mehr Schnelligkeit (FYI, asap, imho)
  • Inflektive zwischen Asterisken als Ersatz für Mimik und Gestik (*ohrenzuhalt*)
  • Leetspeek für Geheimnisse (leet -> 1337)

 

Wiedersehen im Arbeitsalltag

Manche dieser nichtsprachlichen Mittel werden und wurden bereits in Texten außerhalb sozialer Medien angewendet. In E-Mails und Postings von Unternehmen begegnen uns häufig Emoticons, Abkürzungen und Versalien. Das ist nichts Neues. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Online-Kommunikation jedoch weiter Fahrt aufgenommen. Die Bitkom-Studie „Business Communication Solutions Navigator 2021“ zeigt die gestiegene Nutzung von Kollaborationstools, Messengerdiensten, Smartphones und Social Media für die interne und externe Unternehmenskommunikation.

 

Diese Kommunikationskanäle und Tools prägen den Arbeitsalltag in Unternehmen stark. Mit vielen Vor- und einem spürbaren Nachteil: Durch den Anstieg von Remote Work, der von diesen Diensten begleiten wird, fällt ein großer Teil der nichtsprachlichen Kommunikation weg. Und damit auch das Zwischenmenschliche. Keine fragenden Blicke, kein ironischer Tonfall, kein konspiratives Geflüster. All das wird in den Kommunikations- und Projektmanagementtools notgedrungen ersetzt durch Emojis & Co. Es wird spannend zu sehen sein, welche (neuen) Social-Media-Sprachtrends sich künftig in diesen Kanälen durchsetzen werden, um kommunikative Lücken in den dezentral arbeitenden Teams zu schließen.

 

Schnellschüsse

Zurück zu Lucky Luke. Er ist ja bekannt dafür, schneller zu schießen als sein Schatten. Dank KI und Machine Learning ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Unternehmen auf Fragen antworten können, noch bevor sie gestellt sind. Grammatikalisch richtig und auch mit Emojis. Ob das der Moment ist, in dem wir alle in den Sonnenuntergang reiten und singen: „Ich bin ein armer einsamer Cowboy“?

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