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Ein Buch lebt. Auch dank Bindung und Heftung.

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Es liegt in der Hand. Schlüpft in den Kopf und hinterlässt Spuren in der Seele. Und wenn es haptisch noch ansprechend ist, dann halten wir ein kleines Juwel in der Hand. Und ja: Buchbinderei ist kein bloßes Handwerk, sondern hat sich zu einer echten Kunstform entwickelt.

Die Frage, wie ein schönes Buch entstehen kann, ist eine berechtigte. Denn aus einem Haufen loser Blätter wird nicht einfach so mir nix, dir nix ein Hingucker. Wir wollen uns deshalb an dieser Stelle mit Binde- und Heftarten auseinandersetzen:

 

Die Rückenstichheftung

Bei dieser Art der Heftung werden aufeinandergelegte Druckbogen entlang der Falzlinie, also der Heftmitte, mit einem Faden verbunden oder mit Klammern geheftet und dann gefalzt. Daher die Namen Faden- und Klammerheftung. Bei der Klammerheftung werden meist zwei Klammern verwendet, danach folgt der dreiseitige Beschnitt.

Und für die Anfänger unter euch: Die Anzahl der Seiten muss immer durch 4 teilbar sein, Einzelseiten sind nicht möglich. Okay, sind schon möglich, aber nur mit einem Einklapper.
Mit dieser Art der Heftung können Bücher kostengünstig und schnell produziert werden. Noch besser: Sie haben eine lange Haltbarkeit und ein gutes Aufschlagverhalten. Auch nächtens im Bett.

Aber kein Vorteil ohne Nachteil: Drahtheftung funktioniert nur bis zu einer gewissen Heftstärke. Die Seitenanzahl ist von der Papiergrammatur abhängig. Außerdem mutet diese Heftung nicht so hochwertig an. Druckveredelungen oder edles Papier sind aber immer möglich. Und: Einzelseiten lassen sich – wie erwähnt – nicht verarbeiten.

 

Die Fadenbindung

Hier werden Druckbogen mit Fäden verbunden. Einzelne Blattlagen werden mittig gefalzt, zusammengetragen, im Falz vernäht und mit den weiteren Lagen verknotet. So entsteht ein Buchblock. Der Buchrücken wird beleimt und dreiseitig beschnitten, anschließend wird er mit dem Umschlag „verheiratet“. Fazit: viele Gestaltungsmöglichkeiten beim Umschlag.

Die Vorteile sind schnell erklärt: Bücher mit Fadenbindung sind stabil, lange haltbar, qualitativ hochwertig und haben ein gutes Aufschlagverhalten. Kein Bindeverfahren macht den Einsatz so vieler unterschiedlicher Materialien möglich, außerdem ist der Umfang des Inhalts nicht begrenzt. Das Schöne: der extreme Variantenreichtum, z.B. die Farben der Kapitalbänder und der Faden.

In der Produktion ist die Fadenbindung teuer, Einzelseiten lassen sich auch mit dieser Methode nicht verarbeiten, überlaufende Bilder können teilweise im Bund verschwinden.

 

Die Klebebindung

Bei der Klebebindung werden einzelne gefalzte Bogen übereinandergelegt, der Rücken wird abgefräst, angeraut, um den Klebstoff haltbarer zu machen. Anschließend wird der Klebstoff auf den Buchrücken aufgetragen, und schwupp, ist der Umschlag mit Dreiseitenbeschnitt fertig.

Klebebindung erfolgt sehr schnell und ist relativ günstig, Einzelblätter und verschiedene Papiere im Innenteil sind möglich. Harte oder dicke Papiere eignen sich jedoch nicht, da der Klebstoff nicht ausreichend haftet. Das Einzelblatt darf keine allzu große Hebelwirkung haben, da sonst das Papier beim Umblättern abreißt. Die Bundstärke muss mindestens einige Millimeter aufweisen, außerdem bewirkt die Klebebindung ein eingeschränktes Aufschlagverhalten.

 

Hard oder soft – die Gretchenfrage

Die Frage nach dem Einband stellt sich natürlich auch. Beim Hardcover erhält das Buch einen robusten Umschlag aus stabiler Pappe oder Karton. Er ragt oft zum Schutz der Seiten über den Buchblock hinaus. Einband und Buchblock werden separat hergestellt und am Schluss „verheiratet“. Der Buchrücken ist nicht mit dem Umschlag verklebt. Buchblock und Einband sind durch das Vorsatzpapier miteinander verbunden.

Beim Softcover wird der weiche Einband, oft aus dünnem Karton, direkt auf den Buchblock geklebt.

 

Die Broschur

Eine Broschur ist ein mehrseitiges, geheftetes oder gebundenes Produkt ohne Vorsatz. Der Softcover-Umschlag ist gleich groß wie der Broschurenblock, beide sind miteinander – meist am Rücken – verklebt.

Bei der Klappenbroschur hat der Umschlagkarton eingefalzte Klappen für zusätzliche Inhalte.

Die französische Broschur zeichnet sich durch einen 8-seitigen Umschlag mit einer Klappe vorne und hinten aus.

Bei der englischen Broschur wird über den eigentlichen Kartonumschlag ein weiterer Umschlag aus dünnem Material gelegt und am Rücken verklebt. Dieser Einband hat zwei zusätzliche Klappen.

Bei der Schweizer Broschur sind der genähte oder geklebte Buchblock und der Umschlag nicht mit dem Buchrücken, sondern nur mit einer schmalen Spur aus Leim auf der dritten Umschlagseite verklebt. Schlägt man die Broschur also auf, ist der Buchrücken sichtbar.

Die Innenseiten der japanische Broschur bestehen aus dünnem Papier, welches vorne gefalzt wird. Die Papierlagen werden schließlich mit Garn am Rücken gebunden.

Bei der Fälzelbroschur berklebt ein farbiger Papier- oder Gewebestreifen, das Fälzel, Rücken und Umschlagkarton.

 

Unsere Best-practice-Modelle

Rückenstichheftung

Gipfelbuch

Softcover, Klammerheftung, Einklapper (ausklappbare Zusatzseiten)

 

Klebebindung

Klöber OH!

Softcover, Klebebindung, Einklapper (ausklappbare Zusatzseiten)

 

Zeitraum

Softcover, Schweizer Broschur, Buchblock mit blauem Fälzel gebunden

 

Fadenbindung

Klöber HEY

Softcover, offene Fadenbindung

Mit einem blauen Faden wird zusätzlich auf die genähte Heftung aufmerksam gemacht.

 

Atlas

Hardcover, Fadenbindung
Koptischer Einband: Zwei Umschlagdeckel mit einem offenen Buchrücken werden durch Kettenstichheftung miteinander verbunden. Mit einem grünen Faden wurde ein schöner farblicher Akzent gesetzt.

 

Buch Faigle

Hardcover (kaschierter Graukarton), Fadenbindung

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